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Oussman
Kofia

"Geht nicht, gibt’s nicht!​"

Mit zwölf Jahren, das war 2005, bin ich von Togo mit meinem großen Bruder Kader und meiner kleinen Schwester  Richala nach München gekommen. Unser Papa war schon da. Wir wohnten in Neuaubing-West. Ich ging aber in die Ridlerschule im Westend, gleich um die Ecke von der Feuerwache, also von buntkicktgut. Da gab es eine Übergangs-Klasse und eine Schulmannschaft, die in der interkulturellen Straßenfußball-Liga mitgespielt hat – die Ridler Allstars. Wir haben gleich in meiner ersten Saison in der U12 die „zweite Liga“ gewonnen. Außerdem wurde ich zum sportlichen Vorbild gewählt. Da hatte ich das erste Mal in meinem Leben einen Pokal in den Händen und eine Medaille um den Hals. Das war einfach toll. Ich war mega-stolz! Habe mit Pokal und Medaille in meinem Bett geschlafen und diese am nächsten Tag mit in die Schule genommen.

 

In der nächsten Saison hat mich Murat Llazicani, ein guter Freund von mir, zu den Harras Boys geholt. Er spielte da bereits und hatte mir viel über das Team erzählt. Ein Jahr später hat mich Rudi zu den Harras Bulls geholt – eine große Ehre für mich. 2008 gründete ich meine erste eigene Mannschaft als Street Football Worker – die Red Scorpions. Auch den FC Interculturale trainierte ich – eine ganz besondere Auswahlmannschaft. Wie das „Team Germany“ beim FC Bayern Youth Cup - das ist ein internationales Jugendturnier mit großem Weltfinale in München. Das deutsche Team besteht zu 100 Prozent aus buntkicktgut-Spielern. Ich bin seit der ersten Auflage, also 2012, dabei und unterstütze den Trainerstab. 2022 hat erstmals ein Team aus Togo mitgespielt. Auch allesamt buntkicktgut-Spieler aus unseren Standorten in Sokodé, Lomé und Umgebung. Das war toll. Mein Heimatland hier in München. Ich spiele ja seit meiner Geburt Fußball. Wirklich. Ich liebe diesen Sport. In den Straßen von Sokodé, mein Heimatort, haben wir Plastiktüten gesammelt und zusammen geknüllt, zu einer Kugel geformt. Das war dann unser Fußball. Der Untergrund bestand aus Sand und Steinen. 

 

Togo und buntkicktgut - das fing 2011 an. Da kamen wir auf die Idee, dass wir doch auch in Togo eine interkulturelle Straßenfußball-Liga aufbauen können. Und so bin ich damals mit Rudi und meinen Freunden aus Deutschland wie Manoli, Hassudin und Abu nach Sokodé geflogen. Ich habe ihnen meine Heimat gezeigt. Und wir haben im Rahmen des regionalen Kulturfestivals „Festekpé“ ein Turnier, den „Coupe de l´amité“, organisiert, bei dem wir mit Togolesen zusammen gespielt haben. Neben Fairplay, Respekt und Toleranz geht es uns in Togo vor allem um Müll, der in ganz Afrika ein großes Problem ist. So entstand der „Coupe du Quartier Propre“, bei dem die Kids vor dem Turnier gemeinsam Plastik, Dosen und anderes Zeug rund um ihren Bolzplatz sammeln und dabei lernen, wie gut und wichtig eine saubere Umwelt ist. In Sokodé und Lomé werden mittlerweile über das gesamte Jahr hinweg in verschiedenen Stadtvierteln buntkicktgut-Turniere veranstaltet. Die Kids sollen dabei nicht nur Fußball spielen, sondern auch was fürs Leben lernen. 

 

Das hat mir damals in München sehr geholfen – eine fremde Stadt, eine fremde Kultur, eine fremde Sprache. Das war nicht leicht. Doch durch buntkicktgut fand ich meinen Platz. Im Jahr 2013 habe ich dort sogar meine Ausbildung zum Sport- und Fitnesskaufmann begonnen. 2019 habe ich mich dann selbständig gemacht und habe Einzeltrainings für Fußballer gegeben. Nebenbei war ich noch beim ADAC im Vertrieb tätig. Durch Corona ging das alles den Bach runter. War eine harte Zeit. Doch Rudi sagt immer: Geht nicht, gibt’s nicht! Also: Aufgeben kommt nicht in Frage, jeder kann aus seinem Leben etwas machen. Um weiterhin Geld zu verdienen, habe ich Möbel für ein Einrichtungshaus ausgeliefert und war Kurier für ein Burger-Restaurant in München. Seit über einem Jahr fahre ich Taxi mit einem Freund zusammen. Wir sind ein gutes Team. Ich werde auch bald wieder als Sport- und Fitnesskaufmann arbeiten, meine Coachings anbieten. Das ist genau mein Ding. Für Erwachsene, Jugendliche und natürlich Kinder. 

 

von Oussi

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