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Ismail
Wali

"Bin gerne ein Anführer!"

Mein Geburtsjahr und das von buntkicktgut fallen zusammen – wir reden also vom Jahr 1997. Zwei Großereignisse auf dem Planeten Erde. Das kann kein Zufall sein. Es dauerte dann allerdings noch 13 Jahre bis ich für buntkicktgut gegen den Ball getreten habe. Samborella hieß unser Team. Wir haben alles abgeräumt. Alles Jungs aus meiner Hood – ein eingeschworener Haufen. Wir haben einiges auf den Kopf gestellt, Titel gefeiert und unzählige Tore geschossen. 

 

Ein absoluter Hammer war dann Togo. Da war ich gerade mal 15 Jahre alt. Da haben wir beim Coupe de l’amitié, dem Turnier der Freundschaft, im Stadion von Sokodé gespielt. Eine geile Erfahrung! Mit 17 habe ich dann meine Ausbildung zum Sport- und Fitnesskaufmann bei buntkicktgut gemacht. Meinen ersten Ausbildungstag werde ich nie vergessen: Der Fernsehsender sky stand plötzlich in der alten Feuerwache und wollte eine Reportage über mich drehen. Das Einzige, was ich dafür machen sollte - meine Story erzählen. Easy! So lautet ja auch mein Spitzname: Isi – von Ismail. Das Ding lief dann zur Primetime in der Weihnachtszeit und drückte meinem Geschmack nach etwas zu stark auf die Drama- und Tränendrüse. Meine Familie kommt aus Afghanistan. Ich bin allerdings in München geboren. Ich bin also wohlbehütet in Deutschland aufgewachsen. Das kam dann in dem Beitrag etwas verzerrt rüber, sage ich jetzt mal so. 

 

Was mir aber bei diesem Dreh plötzlich klar wurde: Ich stehe gerne vor einer Kamera. Ich bin dabei nicht aufgeregt, ich fühle mich sicher. Genauso easy rede ich auch vor Publikum, wenn ich Workshops für buntkicktgut in Berlin oder Hamburg leite und den Kids erkläre, wie wichtig Kommunikation untereinander ist - auf und neben dem Bolzer. Aber auch nach außen. Wir wollen den Leuten da draußen zeigen, was alles in uns steckt. Da brauchen wir keine Angst vor zu haben. Steht auf, schnappt euch einen Ball und traut euch einfach! 

 

Ich mag das. Früher schon in der Schule. Da war ich Klassensprecher. Bei Samborella war ich Teamkapitän. Und jetzt leite ich Workshops. Ich bin gerne ein Anführer. Ganz wichtig dabei: immer auf Augenhöhe sein und bleiben. Das lernst du als Street Football Worker. Je älter du wirst und dich in der Welt der Erwachsenen bewegst, je mehr du ein Teil davon wirst, desto mehr spürst du, wie gut und wichtig diese Augenhöhe ist. Allerdings: Dabei nicht zu ernst und trocken sein, sonst wird’s für alle Beteiligten langweilig. Einen gewissen Witz und Humor braucht es auch. Und vor allem Schlagfertigkeit. Wenn die Kids einen dummen Spruch reißen, setze ich einen oben drauf.                   

 

Eines hätte ich jetzt fast vergessen. 2014 haben wir beim FC Bayern Youth das World Final an der Säbener Straße gewonnen - einer meiner größten Erfolge. Aber ich bin ja auch schon 26, da wird man langsam vergesslich... 

 

von Isi

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